Blå Jungfrun Nationalpark
Nationalpark im Kalmarsund
Die unbewohnte und sagenumwobene Insel Blå Jungfrun, bereits 1926 zum Nationalpark erklärt, liegt im Kalmarsund zwischen dem schwedischen Festland und der Insel Öland, etwa 20 Kilometer Seeweg östlich von Oskarshamn.
Die aus Granit bestehende Insel Blå Jungfrun ist 65 Hektar groß und ragt mit ihrer halbrunden, blaugrauen Silhouette bis zu 86 Meter hoch über den Meeresspiegel. In der schwedischen Sagenwelt ist die Insel auch unter dem Namen Blåkulla als der Ort bekannt, der jeden Gründonnerstag von den Hexen zum jährlichen Hexensabbat angeflogen wird.
Den Nationalpark erkunden
Durch den Nationalpark führt ein 3,3 Kilometer langer Rundweg, der durch alle unterschiedlichen Regionen der Insel führt. Durch lichte Mischwälder mit niedrigen, verkrüppelt wachsenden Bäumen und Sträuchern sowie am Südhang des Gipfels durch einen Laubwald mit jahrhundertealten knorrigen Eichen, Eschen, Linden und Ahorn, vorbei an Uferbereichen mit glattgeschliffenen Klippen und hinauf bis zum Gipfel mit einer weiten Aussicht über den Kalmarsund.
Auf dem Rundweg kommt man unter anderem an den drei unterschiedlichen Anlegeplätzen vorbei, trifft auf die beiden beeindruckenden Höhlen Jungfrukammaren südlich des Gipfels und Kyrkan in der Inselmitte oder das uralte Steinlabyrinth Trojeborg an der Südseite der Insel.
Der Weg ist zwar teilweise mit Laufbohlen, Stegen, Treppen und Handläufen ausgestattet, aber es sind auch größere Höhenunterschiede zu überwinden und oft verläuft der Weg dabei durch unwegsames Gelände. An festes Schuhwerk und ausreichenden Proviant und Getränke sollte gedacht werden, denn auf der Insel gibt es keine Möglichkeit, Essen oder Trinken zu kaufen.
Der Weg zur Insel
Hunde dürfen mit auf die Insel gebracht werden, müssen aber ständig angeleint bleiben. Zelten und Feuer machen ist verboten, die einzige Ausnahme bilden die Schutzunterstände am Anlegeplatz Sikhamn. Dort kann man in der Zeit von Mitte Juni bis zur vorletzten Augustwoche einen kostenlosen Schlafplatz für eine Übernachtung buchen.
Der Nationalpark ist ganzjährig zugänglich, wer nicht über ein eigenes Boot verfügt, ist jedoch auf das Tourboot angewiesen, das nur in den Sommermonaten zwischen Mitte Juni und Ende August verkehrt. Dabei gibt es jeweils von Dienstags bis Sonntags eine tägliche Hin- und Rückfahrt von Oskarshamn und von Byxelkrok auf Öland. Während dieser Zeit ist der Nationalpark auch mit mindesten zwei Parkwächtern besetzt.
Flora und Fauna auf Blå Jungfrun
Das maritime Klima der Insel mit seiner relativ hohen Luftfeuchtigkeit bietet gute Voraussetzungen für spezielle Flechten. Darunter befinden sich seltene Arten wie Breitblatt-Lungenflechte (Lobaria virens), Echte Lungenflechte (Lobaria pulmonaria) oder Bleiflechte (Degelia plumbea), die allesamt ansonsten nur an der Westküste Schwedens vorkommen.
Die Bodenvegetation in den Wäldern besteht während des Sommers hauptsächlcih aus ausgedehnten Blaubeerbeständen und an einigen Standorten mit Zweiblättrigen Waldhyazinthen (Platanthera bifolia) sowie Geflecktem Knabenkraut (Dactylorhiza maculata). Im Frühjahr leuchten die Waldböden abwechselnd im kräftigen Blau der Leberblümchen (Hepatica nobilis) und im strahlenden Weiß der Buschwindröschen (Anemone nemorosa).
Die abgeschiedene und weitestgehend von zivilisatorischen Einflüssen unbelastete Insel Blå Jungfrun verfügt über ein reiches Vorkommen teilweise seltener Insektenarten und ist Brutgebiet seltener Vogelarten. Die Stämme der knorrigen Laub- und Nadelbäume sind Lebensraum vieler Käferarten, wie beispielsweise dem durch seine extrem langen Fühler auffallenden Kleinen Eichenbock (Cerambyx scopolii), der oft in Gesellschaft mit Bronzegrünem Rosenkäfer (Protaetia lugubris) und dem seltenen Grünen Edelscharrkäfer (Gnorimus nobilis) auf den Blüten in Ufernähe zu finden ist.
Auf der Insel brüten Strandpieper (Anthus petrosus), Turmfalken (Falco tinnunculus) und sogar Seeadler (Haliaeetus albicilla). Die einzigen Säugetiere auf der Insel sind Fledermäuse – eine frühere Hasenpopulation ist nach einigen aufeinanderfolgenden harten Wintern zusammengebrochen.