Kyrkeby Bränneri
Museumsbrennerei in Vissefjärda
Die Museumsbrennerei Kyrkeby Bränneri am Ortsrand vom Vissefjärda im Süden der småländischen Gemeinde Emmaboda Kommun steht für eine im Original erhaltene und voll funktionsfähige Schnapsbrennerei aus dem 19. Jahrhundert.
Die im Jahr 2000 zum Industriedenkmal erklärte Kyrkeby Bränneri ist Schwedens älteste Schnapsbrennerei, deren Ursprung bis zurück in das Jahr 1771 reicht, als die damals noch kleine Hofbrennerei die königliche Genehmigung zum Brennen von Kartoffelschnaps erhielt. 1855 wurde neben der bis heute noch erhaltenen alten Brennerei die heutige Schnapsbrennerei mit rund zwei Dutzend Nebengebäuden errichtet.
Das Ende der Brennereien
Die neue Kyrkeby Bränneri erreichte bald mit rund 4.000 Litern Kartoffelschnaps pro Tag die 100-fache Produktionsmenge der alten Hofbrennerei und wurde mit den nahezu unveränderten Anlagen aus dem 19. Jahrhundert bis 1971 als Privatbrennerei betrieben. In diesem Jahr wurden die 28 bis dahin noch existierenden Privatbrennereien in Schweden aufgrund einer staatlichen Verfügung geschlossen und die gesamte Herstellung von hochprozentigem Alkohol in einer neuen Großbrennerei (heute Absolut Vodka) in der Gemeinde Kristianstad in der Provinz Skåne zentralisiert.
Die meisten der stillgelegten Privatbrennereien fielen daraufhin recht schnell der Abrissbirne zum Opfer, aber die damaligen Besitzer der Kyrkeby Bränneri wählten einen anderen Weg. Sie schlossen die Tore der Brennerei und motteten den Betrieb in der Hoffnung auf bessere Zeiten so ein, wie er war. 1988 verschenkten die Besitzer die Brennerei an den örtlichen Heimatverein Vissefjärda Hembygdföreningen, der seither die Kyrkeby Bränneri mit den zugehörigen Gebäuden auf dem weitläufigen Gelände instand hält und für Besucher zugänglich macht.
Kyrkeby Bränneri wird wieder funktionsfähig
Im Jahr 2000 kam die Idee auf, die Kyrkeby Bränneri wieder funktionsfähig zu machen und eine Gruppe technisch interessierter Vereinsmitglieder restaurierte die alte Anlage in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden. 2005 wurde die Brennerei erstmals nach mehr als dreißigjährigem Dornröschenschlaf wieder in Betrieb genommen. Nach der alten Rezeptur wurden zunächst einmalig 4 Tonnen Kartoffeln verarbeitet und 1.771 Flaschen aromatisierter Kartoffelschnaps unter dem Namen Kyrkeby Citron abgefüllt. Bereits nach drei Tagen waren die über den staatlichen Alkoholhandel vertriebenen Flaschen ausverkauft.
Das technische Herz der Kyrkeby Bränneri ist nach wie vor die alte Dampfmaschine von 1875, die die Pumpen und Rührwerke über Transmissionsriemen antreibt – gepaart mit dem ebenso alten Dampfkessel, der den Dampf für die Dampfmaschine und die Prozesswärme für den Maischbottich und die acht Meter hohe Destillationsapparatur aus Kupfer liefert.
Der Fertigungsprozess beginnt im Keller der Brennerei, wo die angelieferten Kartoffeln zunächst eine spezielle Waschmaschine durchlaufen und von dort über ein Becherwerk in den 52 Hektoliter fassenden dampfbeheizten Druckkocher im Obergeschoss befördert werden.
Im nachgeschalteten Maischbottich wird dem Stärkebrei zur Aufzuckerung das ebenfalls in der Brennerei selbst hergestellte Gerstenmalz zugesetzt und die Maische unter ständigem Rühren heruntergekühlt, wofür der Bottich großzügig mit kupfernen Kühlschlangen ausgestattet ist. Anschließend wird die Maische mit Hefe versetzt und in vier jeweils 25 Kubikmeter fassende Gärbottiche aus den 1930er Jahren gepumpt, wo sie drei Tage bis zur Destillation gärt.
Weitere Informationen zur Kyrkeby Bränneri
Unter den gut erhaltenen Nebengebäuden auf dem Fabrikgelände befinden sich einige Wohnhäuser der früheren Beschäftigten, Lagerhäuser und auch zwei auffallend große Stallgebäude sowie große gemauerte Becken. In den Becken wurden die nach der Destillation verbleibenden, sehr proteinreichen Rückstände der Maische, der sogenannte Treber gesammelt und damit die in den großen Stallungen gehaltenen Schweine und Milchkühe gefüttert. Die Ausscheidungen der Tiere wurden anschließend als Dünger auf den zur Brennerei gehörenden Kartoffel- und Gerstenfeldern ausgebracht und der Kreislauf geschlossen.
Seit 2017 gibt es wieder eine kleine regelmäßige Produktion von Kartoffelschnaps in der Kyrkeby Bränneri, die 2018 sogar mit einem Preis der schwedischen Spritakademien ausgezeichnet wurde. Produziert wird nur einige Wochen im Jahr und das, aus einem reinen Kartoffelbranntwein sowie mehreren aromatisierten Sorten bestehende Sortiment, wird regulär über den staatlichen Alkoholhandel Systembolaget vertrieben.
Das alte Firmengelände ist frei zugänglich und das Brennereigebäude kann man während der regulären Öffnungszeiten im Rahmen einer Führung besichtigen. Darüber hinaus können in der Zeit von April bis Oktober Führungen für Gruppen mit mindestens zehn Personen gebucht werden. Diese Gruppenführungen werden wahlweise auch mit Schnapsverkostung angeboten –Preise siehe Website.