Tiondeboden i Ingatorp
Schwedens ältestes weltliches Holzgebäude
Das älteste weltliche Holzbauwerk in Schweden, die um 1230 gebaute Zehntscheune Tiondeboden i Ingatorp, steht auf dem Friedhof neben der Kirche des Dorfes Ingatorp, etwa 30 Kilometer östlich von Eksjö.
Tiondeboden i Ingatorp ist damit zugleich das zweitälteste Holzgebäude überhaupt in Schweden und wird nur noch von der rund zehn Jahre älteren Holzkirche in Granhult übertroffen. Die Scheune ist aber im Gegensatz zu jener Kirche und allen anderen ähnlich alten Holzbauwerken in Schweden dasjenige, das im Laufe seines Bestehens kaum verändert wurde und sich noch nahezu vollständig in seinem mittelalterlichen Originalzustand befindet.
Die Zehntscheune von Ingatorp
Die mittelalterliche Scheune gilt zwar als weltliches Bauwerk, weil sie nicht unmittelbar der Religionsausübung diente, stand aber dennoch im engen Zusammenhang mit der Kirche. Als Zehntscheune diente sie der Aufbewahrung des sogenannten "Zehnten" – der im Mittelalter üblichen Abgabe, bei der von den Bauern ein Zehntel ihres Ertrages in Naturalien als Steuer zu entrichten war. Im Fall von Ingatorp diente die Abgabe in erster Linie dazu, den Dorfpfarrer und die Kirche zu unterhalten sowie die Armen und Kranken zu versorgen.
Die Scheune, deren äußeres Erscheinungsbild aufgrund der Höhe und dem steilen Satteldach eine gewisse Ähnlichkeit mit ähnlich alten Kirchengebäuden aufweist, ist in Blockbauweise gebaut und von außen vollständig mit rot gestrichenen Holzschindeln verkleidet. Normalerweise überdauern Holzschindeln nur etwa 150 Jahre, an der Scheune befinden sich jedoch teilweise Schindeln, die noch aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Das Dach war ursprünglich ebenfalls mit geteerten Holzschindeln gedeckt, die im 19. Jahrhundert durch Dachziegel ersetzt wurden. Erst 2017 wurde das Dach im Rahmen einer großen Renovierung wieder mit Holzschindeln eingedeckt, um der Scheune ihr ursprüngliches Aussehen zurück zu geben. Dabei wurden etwa 5.000 handgefertigte Schindeln verbaut, die nach historischer Art mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt wurden.
Im Inneren der Scheune
Der Eingang zur Scheune ist mit einer schweren Tür aus Eichenbohlen und einem großen schmiedeeisernen Türschloss gesichert. Oberhalb der Tür befindet sich eine Luke als einziges Fenster des Gebäudes. Das Innere der Scheune ist schmucklos und zeigt Rückstände weißer Kalkfarbe, mit denen die Wände einst angestrichen waren. Auf den Innenseiten der dicht zusammengefügten Balken sind deutlich die feinen Spuren der Beile zu sehen, mit denen die runden Baumstämme im Mittelalter zu rechteckigen Balken verarbeitet wurden.
An den Wänden sind Markierungslinien sowie römische Ziffern und Spuren von Getreidebehältern zu sehen. Zwischen den Ritzen der uralten Bodendielen hat man alte Getreidekörner gefunden, was als letzter Beweis dafür angesehen wird, dass die zuletzt über lange Zeit als kirchliches Materiallager verwendete Scheune ursprünglich eine Zehntscheune war.