Haväng & Vitemölla Strandbackars Naturreservat
Außergewöhnliches Naturschutzgebiet bei Vitemölla
Das Naturschutzgebiet Haväng & Vitemölla Strandbackars Naturreservat bei Vitemölla am nördlichen Ende der Gemeinde Simrishamn steht als Besonderheit für eine der größten echten Sandsteppen in Schweden.
Auch im Haväng & Vitemölla Strandbackars Naturreservat findet man jene sanften Hügel, die so charakteristisch für die liebliche Landschaft Österlen im Osten der südschwedischen Provinz Skåne sind. Im Gegensatz zu den an der Küste in der Regel aus Flugsand bestehenden Dünen handelt es sich bei den Haväng & Vitemölla Strandbackar jedoch um kalkhaltige Sandablagerungen eines eiszeitlichen Gletschers.
Der kalkhaltige Sandboden sowie das trockene und warme Klima des rund 260 Hektar großen Naturschutzgebietes sind charakteristisch für eine Sandsteppe, vergleichbar der ungarischen Puszta, kommt aber in Schweden ansonsten nur sehr selten vor. Dementsprechend besitzt die Sandsteppe eine ganz spezielle Pflanzenwelt, wie sie in dieser Zusammensetzung anderen Orts nicht vorkommt.
Flora & Fauna in Haväng & Vitemölla Strandbackar
In der offenen Sandheide gedeihen die Rispige Graslilie (Anthericum ramosum), Sand-Nelke (Dianthus arenarius) und das seltene Blaugrüne Schillergras (Koeleria glauca). Zusammen mit den blauen Kissen des Sand-Thymian (Thymus serpyllum und den Reihen aus gelb blühendem Mauerpfeffer (Sedum) und Sand-Strohblumen (Helichrysum arenarium) bilden sie den Lebensraum für zahlreiche sandliebende Insekten.
Darunter befinden sich seltene Arten wie die Ameisenjungfer (Myrmeleontidae), deren räuberische Larve als Ameisenlöwe bekannt ist, der zum Fang seiner Beute Trichter in den Sandboden gräbt. Hier lebt auch die in Schweden bedrohte Kurzstielsandwespe (Podalonia luffii) aus der Gattung der Grabwespen, die ihre Einzelnester in den Sandboden gräbt. Und dann wäre da noch der seltene und etwas ungewöhnlich aussehende Mondhornkäfer (Copris lunaris), der sich und seine Larven vom Dung der Rinder ernährt, die auf den Grasflächen zwischen den Sandfeldern weiden.
Im Sommer gaukeln zahlreiche Schmetterlinge wie der Mittlere Perlmuttfalter (Fabriciana niobe) über die Blüten der trockenen Steppenlandschaft. Der Insektenreichtum der Sandsteppe macht sie zugleich zu einem wichtigen Brutrevier einiger Singvogelarten, darunter auch für mehrere Arten des in weiten Teilen Europas stark bedrohten Brachpiepers (Anthus campestris).
Bäche und Schluchten im Naturschutzgebiet
Alles in allem besteht das entlang der Küste zwischen dem alten Fischerdorf Vitemölla und der Mündung des Flüsschens Verkeån gelegene Naturschutzgebiet aus einem Mosaik unterschiedlicher Landschaften. Da ist der fast drei Kilometer lange Badestrand Vitemölla Strand, der nicht nur zum Baden, sondern auch zu langen Strandspaziergängen einlädt. Unterbrochen wird der Strand vom Bach Klammersbäcken und dem Verkeån, die beide aufgrund des sandigen Untergrundes permanent die Form ihrer Mündungen verändern.
Die beiden Wasserläufe bilden mit einer ganz eigenen Flora und Fauna ähnlich Oasen in einer Wüste einen großen Kontrast zum Rest des Naturschutzgebietes. Sie sind zu beiden Seiten eingerahmt von einem breiten Streifen mit dichtem Laubwald aus verschiedenen Edelhölzern und Erlen, in dem das Quaken der Laubfrösche zu hören ist und Eisvögel wie bunte Pfeile ins Wasser schießen.
Der mitten durch das Naturschutzgebiet fließende Klammersbäcken hat sich dabei im Laufe der Zeit sogar so tief in das Gelände eingeschnitten, dass er eine enge Schlucht ausgebildet hat. Und wenn man dem Lauf des Verkeån an der Nordgrenze des Naturschutzgebietes flussaufwärts folgt, gelangt man recht schnell in das angrenzende, fast 1.500 Hektar große Naturschutzgebiet Verkeån mit kilometerlangen Rundwegen.
Haväng & Vitemölla Strandbackar entdecken
Markierte Rundwege gibt es im Haväng & Vitemölla Strandbackars Naturreservat zwar nicht, aber dafür zahlreiche, leicht begehbare Pfade, die in jeden Winkel der Steppenlandschaft führen. Da die offene Landschaft recht übersichtlich und die Strandlinie quasi immer in Sichtweite ist, fällt die Orientierung trotz fehlender Wegmarkierungen nicht schwer.
Kurz vor der nördlichen Grenze des Naturschutzgebietes trifft man auf das kleine Freilichtmuseum Lindgrens Länga, dass unter anderem einige interessante Informationen über die Steppenlandschaft und ihre uralte Kulturgeschichte bereit hält. Das das Gebiet schon in der Steinzeit besiedelt wurde, beweisen unter anderem die rund 5.500 Jahre alten Überreste des großen Steinkammergrabes Havängsdösen am Strand nördlich des Verkeån.
In der Eisenzeit, bis etwa 1.000 n.Chr. befand sich dort die blühende Siedlung Maletofta, von der lange Zeit nur die regionalen Sagen erzählten, deren Existenz aber schlussendlich durch archäologische Forschungen belegt wurde. Und gleich an der Mündung des Verkeån gab es bis zum 17. Jahrhundert einen Hafen, von dem man bei Niedrigwasser noch die Pfahlreihen und aufgestellten Steine sieht, die einst als Wellenbrecher dienten.