Drottningholms Slottsteater
Historisches Theater am Schloss Drottningholm
Eines der ältesten Schauspielhäuser der Welt, das Drottningholms Slottsteater, steht nur einen Steinwurf entfernt vom königlichen Schloss Drottningholm auf der Insel Lovön im Mälarsee, wenige Kilometer westlich von Stockholm.
Das von 1764 – 1766 im Auftrag der damaligen Königin Luise Ulrike von Preussen gebaute Schlosstheater Drottningholm ist weltweit das am besten im Original erhaltene Theater des 18. Jahrhunderts und die einzige Bühne der Welt, die fortwährend die ursprüngliche Bühnentechnik aus jener Zeit besitzt. Aufgrund seiner Einmaligkeit war das Theater Drottningholm einer der Hauptgründe, das gesamte Schlossgelände 1991 als erstes schwedisches Kulturdenkmal in die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten aufzunehmen.
Bühne & Technik des Schlosstheaters
Die Bühnenmaschinerie im Drottningholms Slottsteater war für die damalige Zeit überaus fortschrittlich und ermöglicht einen fließenden Wechsel der Kulissen bei geöffnetem Vorhang. Es sind noch etwa 30 der ursprünglichen Bühnenbilder erhalten, die aber zu ihrem Schutz mittlerweile durch Kopien ersetzt wurden. Ansonsten ist die gesamte ursprüngliche Bühnentechnik, bestehend aus Seilen, Rollen, Seiltrommeln, Winden, Blöcken, Gegengewichten, Laufstegen, Aufzügen, Falltüren sowie Wellen-, Wind- und Donnermaschine im Original erhalten und wird nach wie vor mit reiner Muskelkraft in Bewegung versetzt.
Die Bühne des Theaters Drottningholm ist zwanzig Meter tief und im Verhältnis zu ihrer Breite und im Vergleich zu heutigen Bühnen ein besonders Merkmal dieses Theaters. Das Orchester sitzt nicht in einem Orchestergraben sondern im Parkett unmittelbar vor der Bühne. Der Zuschauerraum fasst rund 400 Besucher und besitzt noch die originalen aufgemalten Marmorierungen an den Wänden sowie die vorgesetzten Halbsäulen aus Gips und die aus Pappmaché bestehenden Konsolen. Die Wände in den früheren Wohnräumen innerhalb des Theaters sind größtenteils mit Original-Tapeten verkleidet, was das Schlosstheater landesweit zu dem Ort mit den meisten Tapeten aus dem 18. Jahrhundert macht.
Blütezeit und Auferstehung
Seine Blütezeit erlebte das Schlosstheater unter König Gustav III, der Schloss Drottningholm 1777 von seiner Mutter, Königin Luise Ulrike übernahm. Aufgrund seiner Leidenschaft für Kultur und Kunst wurde er auch Theaterkönig genannt und ließ jeden Sommer etliche Theaterstücke und Opern auf der Bühne des Schlosstheaters aufführen, oft auch unter künstlerischer Mitwirkung des Königs selbst. Nach dem tödlichen Attentat auf Gustav III im Jahr 1792 wurde es zunehmend ruhig um das Theater. Nach einigen Vorstellungen in den 1850er Jahren, fiel das Theater Drottningholm in einen regelrechten Dornröschenschlaf.
Der Schlaf dauerte bis zum Spätwinter 1921, als der Theaterwissenschaftler Agne Beijer auf der Suche nach einem Gemälde das in Vergessenheit geratene und vollkommen unveränderte Theater wieder entdeckte. Auf seine Initiative hin wurde das Schauspielhaus restauriert und eine elektrische Beleuchtung eingebaut. Im August 1921 wurde das Theater Drottningholm mit einem gemischten Programm aus Werken von Mozart, Bellmann, Händel und Gluck wieder eröffnet und erlebt seitdem in jedem Sommer eine neue Bühnensaison.
Drottningholms Schlosstheater heute
Das jährlich wechselnde Repertoire besteht aus klassischen Opern und Ballettstücken aus dem 17. und 18. Jahrhundert, wobei die Musik überwiegend auf historischen Instrumenten gespielt wird. Im Zusammenspiel mit den historischen Bühnenbildern und dem gesamten Ambiente des Hauses entsteht ein Theatererlebnis, wie es die Besucher im 18. Jahrhundert erlebt haben.
Von April bis Oktober kann das Theater jeden Tag im Rahmen von mehrmals täglich stattfindenden Führungen von jeweils rund 30 Minuten Dauer besichtigt werden. Während der Führungen werden das Foyer, der Zuschauerraum mit seiner historischen Dekoration und die Logen sowie die Bühnendekorationen gezeigt.
Standardmäßig finden die Führungen in schwedischer und englischer Sprache statt, in der Hochsaison von Mai bis August auch täglich auf Deutsch und Französisch. Die Besichtigung der einmaligen Bühnentechnik ist von den regelmäßigen Führungen ausgenommen – sie kann nur im Rahmen einer exklusiven Führung am European Historic Theatres Day besichtigt werden, der jährlich am 25. Oktober stattfindet.