Visingsborgs Slottsruin
Schlossruine auf der Insel Visingsö
Visingsborgs Slottsruin, die Ruine des einstmals prächtigen Schlosses Visingsborg, steht in unmittelbarer Nachbarschaft des Fähranlegers am Ostufer der Insel Visingsö im See Vättern, etwa 45 Kilometer nördlich von Jönköping.
Das, was die Visingsborgs Slottsruin heute darstellt, ist nur der Südflügel, also nur ein Bruchteil des ehemaligen Schlosses. In seiner letzten Ausbaustufe, die 1662 vollendet war, bestand das märchenhafte Schloss aus vier gleich großen Flügeln, die ein geschlossenes Quadrat um einen großen Innenhof bildeten.
Das Schloss besaß vier Türme, deren vergoldete Dachspitzen über die Dächer und Stufengiebel ragten. Zum Schutz vor Angriffen war die Anlage von Wällen und Bastionen umgeben, die mit Kanonen bestückt waren. In der Rüstkammer lagerten Waffen für rund 800 Soldaten und der letzte Schlossherr hielt sich eine etwa 200 Mann starke Privat-Armee.
Die Größe des Schlosses kam nicht von ungefähr, denn es war der Sitz des Adelsgeschlechtes Brahe, das mit umfangreichen Ländereien in Västergötland, Småland und Östergötland die größte Grafschaft im Schweden des 17. Jahrhunderts besaß.
Der Bau des Schlosses begann 1561 mit dem Westflügel, nachdem Per Brahe der Ältere von König Erik XIV zum Grafen ernannt worden war. Sein Sohn Magnus Brahe ließ den Ostflügel und den Südflügel bauen, der mit seinen Sälen und Gemächern den stattlichsten Teil des Schlosses bildete.
Der letzte Schlossherr, Per Brahe der Jüngere, der unter anderem auch den luxuriösen Herrensitz Brahehus gegenüber auf dem Festland bauen ließ, komplettierte das Schloss mit dem Nordflügel. Als gebildeter und sehr an Geschichte interessierter Zeitgenosse ließ er unter anderem eine imposante Bibliothek einrichten und gab dem gesamten Schloss gewissermaßen den letzten luxuriösen Schliff.
Der Niedergang der Visingsborg
Die Freude an dem Märchenschloss währte nicht allzu lange. Gemäß einem Reichstagsbeschluss von 1680 wurden alle Grafschaften in Schweden von der Krone eingezogen. Das Schloss wurde geräumt und diente nur noch als gelegentliche Unterkunft für höherer Staatsbeamte. Das Ende des Schlosses nahte, nachdem es ab 1715 als Lager für Kriegsgefangene, vornehmlich russische Soldaten aus dem großen nordischen Krieg (1700 – 1721), verwendete wurde.
In der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 1718 brach ein verheerender Brand aus, der das Schloss völlig zerstörte und nur noch die Mauern des Südflügels übrig ließ. Versuchte man zunächst, den Kriegsgefangenen die Schuld für den Brand in die Schuhe zu schieben, stellte sich sehr bald heraus, dass die Ursache in der Unterkunft der deutschen Wachmannschaft zu suchen war.
Es war einer der Unteroffiziere, der schlaflos noch ein Pfeifchen rauchen wollte und beim Anzünden mit einem Strohhalm aus seiner Matratze aus Unachtsamkeit den Brand entfachte. Warum sich das Feuer allerdings so rasend schnell ausgebreitet hat, bleibt im Dunkel der Geschichte. Die Soldaten versuchten vergeblich den Brand zu löschen und beschwerten sich im Nachhinein, dass sie dabei keinerlei Unterstützung von den Kriegsgefangenen erfahren hätten.