Göteborgs Remfabrik
Industriemuseum in Göteborg
Das Industriemuseum Göteborgs Remfabrik steht im Stadtteil Gårda im Süden des Göteborger Stadtzentrums. Es besteht aus der vollständig erhaltenen Göteborger Riemenfabrik, in der noch bis 1977 Transmissionsriemen gewebt wurden.
Göteborgs Remfabrik ist ein besonderer Leckerbissen für alle Liebhaber historischer Industrieanlagen, denn die Göteborger Riemenfabrik ist wie eine große Zeitkapsel, in der sich eine vollständig erhaltene und funktionsfähige Maschinenweberei auf dem technischen Stand des frühen 20. Jahrhunderts befindet.
Der ursprüngliche Maschinenpark ist komplett erhalten und besteht aus Maschinen, die um 1900 aus England importiert wurden. Die einzige große technische Innovation wurde 1914 umgesetzt, als die Dampfmaschine durch große Elektromotoren als Antriebsquelle ersetzt wurde. Dabei wurde jedoch das ursprüngliche Transmissionssystem mit Wellen und Antriebsriemen zur Kraftübertragung an die einzelnen Maschinen unverändert beibehalten und gilt heute als das besterhaltenste in ganz Skandinavien.
Kurz nach der Stilllegung im November 1977 kaufte die Stadt Göteborg das Gelände, um die alte Fabrik im Zuge der geplanten Verkehrsführung der Autobahn E6 abreißen zu lassen. Die Planungen änderten sich glücklicherweise und 1984 wurde das Gebäude mit allem was sich darin befand zum Baudenkmal erklärt.
Göteborgs Remfabrik heute
Das Gebäude gehört weiterhin der Stadt Göteborg, die für dessen Erhalt und die Energieversorgung verantwortlich ist. Die eigentlichen musealen Tätigkeiten, wie der Erhalt der Riemenfabrik als lebendes Museum und die Bewahrung und Weitergabe der alten beruflichen Techniken obliegen dem ehrenamtlichen Verein Föreningen Göteborgs Remfabrik.
Im Obergeschoss der alten Riemenfabrik befindet sich der sogenannte Kettsaal, in dem die Kettfäden für den Websaal erzeugt wurden. Hier stehen die Zwirnmaschinen, auf denen zunächst einzelne Garnfäden zu festerem Zwirn miteinander zusammengedreht wurden. Dann die Schärmaschinen, auf denen aus den Zwirnfäden die Webkette (Kettfaden) hergestellt und auf einer Walze, dem Kettbaum aufgewickelt wurde.
Die Kettbäume wurden anschließend ein Stockwerk tiefer transportiert, wo sich der vollständig erhaltene Websaal befindet. Hier stehen in Reihen die meisten der insgesamt 35 historischen Webmaschinen, die um 1900 angeschafft wurden. Alle Maschinen und die Transmissionsantriebe sind voll funktionsfähig und werden regelmäßig zu Demonstrationszwecken in Betrieb gesetzt. Gelegentlich werden auch noch Transmissionsriemen auf Bestellung hergestellt, wenn beispielsweise andere Museen verschlissene Riemen in ihren Demonstrationsanlagen ersetzen müssen.
Im Erdgeschoss stehen weitere historische Textilmaschinen, die der Museumsverein aus Firmenstillegungen oder von anderen Museen erhalten hat. Darunter befinden sich unter anderem zwei Jacquardwebstühle, vier Maschinen zur Herstellung von Spitze, Flechtmaschinen und ein Handtuchwebstuhl, der übrigens der älteste funktionsfähige Maschinenwebstuhl in ganz Schweden ist.
Im Museumsladen der Göteborgs Remfabrik verkauft der Museumsverein ein umfangreiches Sortiment der auf den alten Maschinen hergestellten Produkte. Darunter geflochtene Schnüre, gewebte Bänder in verschiedenen Breiten, Mustern und Farben, Handtücher aus Halbleinen sowie Maschinenspitze aus Baumwolle oder Leinen in verschiedenen Breiten und zahlreichen unterschiedlichen Motiven.
Das Museum besitzt leider nur eingeschränkte Barrierefreiheit. Das Erdgeschoss mit dem dortigen Ausstellungsteil sowie der Museumsladen ist weitestgehend barrierefrei, alle anderen Geschosse sind nur über Treppen zu erreichen. Im Hof des Museums gibt es eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen.