Torsburgen
Gotlands größte Wallburg
Die geradezu riesige Torsburgen ist die mit Abstand größte frühgeschichtliche Wallburg auf der schwedischen Insel Gotland. Sie thront hoch oben auf einem Felsmassiv im Kirchspiel Kräklingbo, nur wenige Kilometer von der Ostküste der Insel entfernt, bei Katthammarsvik.
Mit einer Fläche von rund 1,2 Quadratkilometern und einem Umfang von fast fünf Kilometern ist die Torsburgen ein wahrer Riese unter den insgesamt rund 80 Wallburgen auf Gotland, die in der Regel nur bis zu 800 Quadratmeter groß sind. Sie ist die drittgrößte Wallburg in ganz Skandinavien und wird in Schweden nur noch von Skandinaviens größter Wallburg, der rund 20 Quadratkilometer großen Hallebergs Fornborg bei Vänersborg in Västergötland übertroffen.
Die Torsburgen liegt in strategisch günstiger Lage auf einer rund 70 Meter hohen Kalksteinklippe. An drei Seiten besteht ein natürlicher Schutz gegen Eindringlinge aufgrund der steilen Felswände, die zum Teil bis zu 25 Meter senkrecht in die Höhe ragen. Lediglich die Südseite muss durch eine zwei Kilometer lange Wallmauer geschützt werden. Sie besteht aus Trockenmauerwerk mit Kalksteinen, ist an ihrem Grund bis zu 20 Meter breit und in der Spitze bis zu sieben Meter hoch. Aufgrund archäologischer Untersuchungen weiß man, dass sich auf der Mauerkrone zusätzlich Holzpalisaden befanden.
Der Bau der Torsburgen
Die in den 1970er Jahren erfolgten Untersuchungen brachten auch das wahre Alter der Torsburgen ans Tageslicht. War man bis dato von einer Entstehung im 5. Jahrhundert ausgegangen, konnte man mittels Radiokarbonmethode nachweisen, dass die ältesten Teile der Wallmauer bereits in der Zeit um Christi Geburt errichtet wurden. Ein durch die Mauer angelegter Schnitt zeigte, dass man auf einen vorhandenen fossilen Strandwall zunächst große Mengen Kieselsteine aufschüttete und darauf eine Trockenmauer aus Kalksteinen errichtete. Die Mauer wurde zwischenzeitlich erneuert und sukzessive bis zum 9. Jahrhundert erhöht. Danach wurde die Burg nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr genutzt.
Die Wallmauer macht die eigentliche Burg aus, da es ansonsten auf dem gesamten Plateau keine Spuren von Gebäuden oder sonstigen Verteidigungsanlagen gibt. Man geht daher davon aus, dass die Torsburgen als Fluchtburg gedient hat und nur zeitweise benutzt wurde. Ihre Größe hätte in jedem Fall ausgereicht, um der gesamten damaligen Inselbevölkerung Schutz zu bieten.
Das Naturschutzgebiet Torsburgens Naturreservat
Das Gebiet in und um die Torsburgen gehört zum 161 Hektar großen Naturschutzgebiet Torsburgens Naturreservat, in dem sich viele weiteren Besonderheiten entdecken lassen.
Dazu zählen beispielweise mehrere Felsgrotten, die sich im nordwestliche Steilhang des Felsplateaus befinden. Die größte dieser Grotten, die sogenannte Burglädu, ist etwa 12 Meter breit und führt rund 16 Meter tief in den Berg hinein. Aber auch die Pflanzenwelt auf der Torsburgen ist schon seit längerem dafür bekannt, dass sie eine besonders hohe Dichte von seltenen Pflanzen aufweist.
So gibt es unter anderem den größten Bestand von wildwachsendem Oregano (Origanum vulgare) der gesamten Insel, aber auch Orchideenarten wie das Rote Waldvöglein (Cephalanthera rubra) oder Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens) zeigen ihre Blüten. Ebenfalls gedeihen auf dem kalkhaltigen Untergrund größere Bestände von Strauchkronwicke (Goodyera repens) und Thymian-Sommerwurz (Orobanche alba) sowie der nur auf Goltand vorkommenden Unterart der Gewöhnlichen Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris gotlandica).
Torsburgen erkunden
Über das Felsplateau der Torburgen verläuft ein etwa vier Kilometer langer markierter Rundweg, den man von zwei Seiten des Berges erreichen kann. Vom Parkplatz an der Nordseite der Torsburgen führt ein etwas steilerer Aufstieg durch die Tjängvide Luke genannte Einstiegspforte hinauf, während der Zugang vom südlichen Parkplatz über die flachere Seite durch den Ardre Luke genannten Durchgang in der Wallmauer führt. Dieser Parkplatz befindet sich unmittelbar an der Wallmauer und bietet sich besonders an, wenn man sich nur die Mauer anschauen möchte. An beiden Eingängen befinden sich Informationstafeln und Rastplätze mit Picknicktischen – ein weiterer Rastplatz befindet sich in der Nähe der Grotten.